Beschreibung des physiologischen Prozesses des Fiebers

Fieber ist eine evolutionäre, hochentwickelte, zielgerichtete und kompliziert regulierte, gesunde Abwehrreaktion des menschlichen Körpers, die der Heilung und dem Überleben des Wirts zuträglich ist.

Fieber schützt den Körper nicht allein, sondern in Kombination mit vielen anderen Prozessen.

Für diesen langfristigen Schutz nimmt der Körper bewusst vorübergehende, leichte Nachteile in Kauf. So wie wir es auch beim Training tun.

Die Erhöhung der Körpertemperatur ist ein energie- und flüssigkeitsaufwändiger Prozess. Eine Erhöhung um 1 °C erfordert eine Steigerung des Stoffwechsels um 10 bis 12 % und einen Anstieg des Flüssigkeitsbedarfs um 15 bis 20 % (2). Siehe dazu auch das Kapitel "Nutzen des Fiebers".

Obwohl es in der Praxis noch nicht vielerorts umgesetzt wurde (16), besteht ein allgemeines Einvernehmen darüber, dass der potenzielle Nutzen von Fieber gegenüber seiner leicht unangenehmen, leicht erschöpfenden Auswirkung abgewogen werden muss (17, 123).

 

Die Definition von Fieber

Interessanterweise gibt es für Fieber weltweit keine allgemein akzeptierte Definition. Bei der Durchsicht der offiziellen Fachprotokolle in 150 Ländern ist das Konzept des Fiebers nicht einheitlich.

Die normale Körpertemperatur liegt zwischen 36°C und 37,5°C. In einigen Ländern wie Japan spricht man daher bereits bei Temperaturen über 37,5 °C von Fieber. Tatsächlich gilt die rektale Morgentemperatur als erhöhte Körpertemperatur über 37,2°C und die Abendtemperatur über 37,7°C (20). Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrie definiert Fieber als eine Kerntemperatur über 38,5°C. Temperaturen zwischen 37,5 und 38,5 °C werden als "erhöhte Temperatur" bezeichnet. In vielen Protokollen werden bereits Temperaturen über 38,0°C als "Fieber" bezeichnet (17, 21-35).

 

Gemäß den aktuellen fachlichen Empfehlungen (123):

Für unter dem Arm gemessene Werte (Axillartemperatur) (ohne Subtraktion oder Addition):

36 bis 37°C normale Körpertemperatur

37 bis 38°C erhöhte Temperatur (subfebril)

38 bis 39°C mäßiges Fieber

39 bis 40,5°C hohes Fieber

Über 40,5°C sehr hohes Fieber

 

Bei rektalen Werten ein halbes Grad höher, d. h. (ohne Subtraktion oder Addition):

36,5 bis 37,5°C normale Körpertemperatur

37,5 bis 38,5°C Temperaturanstieg (subfebril)

38,5 bis 39,5°C mäßiges Fieber

39,5 bis 41°C hohes Fieber

Über 41°C sehr hohes Fieber

 

Wie entsteht Fieber?

Fieber entsteht durch eine gesteigerte Wärmeproduktion und eine gleichzeitige Verringerung der Wärmeabgabe.

Ersteres wird durch einen beschleunigten Muskelstoffwechsel verursacht, letzteres durch eine verminderte Durchblutung der Haut. Anfangs, wenn das Fieber ansteigt, werden die Kinder blass, zittern und ihre Haut wird kalt. Im Extremfall kommt es zu buchstäblichem Zittern oder Muskelzittern. Dieser Zustand hält an, bis das Fieber den Sollwert des Körpers erreicht hat.

 

Wodurch wird eine Fieberreaktion ausgelöst? Worauf reagieren wir mit Fieber?

 

Hierfür gibt es verschiedene Gründe.

1) Körperliche Ursachen:

  • Erkältung
  • Infektion (Viren und/oder Bakterien, andere Krankheitserreger)
  • Zahnen (insbesondere während des Durchbruchs der vorderen Zähne im Alter von 6 bis 8 Monaten)
  • Starke körperliche Betätigung
  • Hitzschlag, Sonnenstich
  • Vergiftung

 

2) Psycho-soziale Gründe:

Bei Kindern können sowohl positive als auch negative Erlebnisse zu erhöhten Temperaturen führen. Zum Beispiel: Vorbereitung auf ein aufregendes Ereignis, eine Geburtstagsfeier, eine lange Reise, ein Familienstreit oder ein Trauma.

Die optimale Temperatur für das Wachstum von Viren und Bakterien liegt bei 33-35°C, was beim Menschen eine Erkältung bedeutet. Auch unter diesem Gesichtspunkt sollte man von einer echten "Erkältung" sprechen.

Dementsprechend gibt es ein Fieberoptimum (in der Regel 38 bis 40°C), bei dem der Körper am effektivsten Viren und Bakterien abtötet, sie an der Vermehrung hindert und das Immunsystem aktiviert.

Über den Verlauf des Fiebers und seine Stadien siehe diesen separaten Eintrag.

Die Nummern in Klammern im Dokument finden Sie in der Literatur. hier: Literaturverzeichnis